(RB) Der Supermarathon ist die Königsdisziplien des Rennsteiglaufs. Bereits bei einem Marathon über 42,195 km muss der Läufer bereit sein, körperliche Schwerzen wegzustecken und sich immer wieder zwingen weiter zu laufen. Doch für den einen oder anderen stellt sich die Frage, wie weit der Körper noch bereit ist zu "laufen". Bei dem Supermarathon des Rennsteiglaufs hat der Teilnehmer die Möglichkeit diese Frage über die Distanz von 73 km 1865 hm für sich zu beantworten. Start dieser speziellen Laufveranstaltung ist in Eisenach, von wo aus die Strecke auch über Teilstücke des historischen Rennsteigs führt und schließlich in Schmiedefeld am rennsteig endet. Am 21. Mai 2016 fand ich mich um 06.00 Uhr in der Frühe als einer von über 1200 Läufern wieder, welche sich in der Königsdisziplin des Rennsteigs testen und ihre Freude am Laufen teilen wollten. Kurz nach Verlassen des Eisenacher Stadtkerns begann der Anstieg des ersten kleinen Berges, hinein in den Wald und auf die Strecke des historischen Wanderweges. Die Stimmung war trotz der frühen Stunde aufgepeitscht - man spürte die Erwartung eines jeden Läufers es ins Ziel schaffen zu wollen. Das Tempo war zu Beginn dementsprechend sehr hoch, sodass ich mich erst einmal bremsen musste, um nicht vorzeitig meine Kräfte zu erschöpfen. Ein wichtiger Punkt für das erfolgreiche Absolvieren einer solchen Strecke ist ein gewisses Maß an Planung: das Einprägen markanter Streckenabschnitte, das richtige Einteilen der Kräfte und das Setzen von kleinen Zielen. Zur richtigen Einteilung der Kräfte gehört auch die Aufnahme von Salzen, Zucker und vor allem Flüssigkeit, um den Elektrolythaushalt des Körpers ausgeglichen zu halten. Aus diesem Grund befanden sich nahezu alle 5 km Versorgungsstellen an denen Wasser, Cola, Bier, Bratwurst und, dem Markenzeichen des Rennsteigs, Heidelbeerschleim angeboten wurden.

Mein wichtigster Streckenpunkt war der große Inselberg. Zwar hatte man zu diesem Zeitpunkt nur 25 km zurückgelegt, aber bereits die meisten Höhenmeter geschafft. Aus diesem Grund wird der große Inselberg von vielen Läufern auch als Halbzeit des Rennsteg-Supermarathons bezeichnet. Dieser Teil der Strecke ist für mich unausweichlich mit kleinen Waldwegen, vielen Anstiegen, dem Duft von Kiefern und einer wunderschönen Landschaft verknüpft. Ein weiterer wichtiger Streckenpunkt ist der Grenzadler bei 54 km. An diesem Wegpunkt besteht die Möglichkeit eines vorzeitigen Ausstieges aus dem rennen, unter zeitgleicher Aufnahme der bis dahin gelaufenen Zeit. Jedoch brechen die wenigsten Läufer hier ab, denn schließlich sind es dann ja nur noch 19 km bis ins Ziel. Auch für mich sollte dies nicht das Ende sein. Ich fühlte mich eigentlich noch recht frisch, die Beine ziepten etwas, aber ich ignorierte es und sagte mir immer wieder, "ich sei gerade erst losgelaufen und könne demnach noch nicht erschöpft sein". 5 km später hatte ich die ersten Krämpfe im Oberschenkel. Die Höhenmeter und die Strecke hatten eben doch ihre Zeichen hinterlassen. Doch es waren nur noch 14 km! Ich trank Wasser, nahm etwas Salz zusammen mit Zitrone an einem der Verpflegungspunkte und rannte einfach weiter: die Nähe des Ziels wirkte beflügelnd. Und so überquerte ich nach 6,55h die Ziellinie als insgesamt 108Läufer, bzw. 11. in meiner Altersklasse. In der Studentenwertung reichte diese Zeit für den 7. Platz in der Gesamtwertung bzw. den 4. Platz in der Altersklasse der 20-30 Jährigen.

Der Wille es trotz aller Widrigkeiten, wie Krämpfen oder körperlicher Erschöpfung ins Ziel zu schaffen und die richtige Einschätzung seiner eigenen Kräfte sind unabdingbar, um einen solchen Lauf erfolgreich zu absolvieren. Wer es schafft wird mit einem Gefühl puren Glückes belohnt!